Mobilfunk und Gesundheit / Öffentliche Debatte

Die Argumente der öffentlichen Debatte sind zumeist durch einen wahrgenommenen Expertendissens (etwa zwischen kasuistisch argumentierenden Ärzten und kausal argumentierenden Wissenschaftlern aus Biologie, Epidemiologie und Dosimetrie) sowie verunsichernden Pressemeldungen geprägt.

-> Gründe für die anhaltende Aktualität des Themas sind unter anderem:
-> Der Ausbau des Mobilfunknetzes dauert an. Die Ursache für den anhaltenden Sendeanlagenbau liegt an der noch immer steigenden Nachfrage nach Mobilfunktechnik durch die Bevölkerung. Zwar steigen die Anzahl der Handybesitzer nur noch in moderatem Maße, aber die Bevölkerung telefoniert immer mehr mit dem Handy. Dieser Anstieg der Gesprächsminuten ist unter anderem in den stetig sinkenden Kosten (Handyflatrate) begründet. Manche Haushalte verzichten völlig auf das Festnetztelefon. Neben dem Ausbau des bislang sich im Einsatz befindenden GSM-Netzes forcieren die Netzbetreiber den Ausbau des UMTS-Mobilfunknetzes, das neben der Telefonie auch die Übertragung größere Datenmengen (Internet) ermöglicht.

Abb. 1: Benötigte Datenrate nimmt zu

-> Es tauchen immer wieder neue Studien auf, die zur Verunsicherung beitragen. Studien, die Hinweise auf eine mögliche Gefährdung beinhalten, finden in der Regel in den Medien ein Vielfaches mehr an Aufmerksamkeit als eine der zahlreichen Studien, die keine solche Hinweise gefunden haben (dieser Mechanismus ist auch bekannt aus der Medienberichterstattung zur Genforschung). In der Presse werden in der Regel Sachverhalte stark verkürzt. Dabei liegt die Aussagekraft aller Studien im wissenschaftlichen Nachweis einer kausalen Beziehung zwischen dem Auslöser (Strahlung) und den befürchteten Erkrankungen (von Kopfschmerzen bis zu Krebs). Bislang ist ein solch kausaler Nachweis, der einer anerkannten wissenschaftlichen Beweisführung standhalten würde, noch nicht erbracht worden, obwohl jährlich mehr als 500 Studien zu diesem Thema durchgeführt werden. Allerdings schließt der fehlende Nachweis einer Kausalität nicht aus, dass in Einzelfällen Belastungen auftreten können Dieses erschwert eine Diskussion zu dem Thema in der Öffentlichkeit.

-> Probleme für das Zustandekommen einer sachlichen Diskussion:
-> Das Zustandekommen einer sachlichen Diskussion zum Thema Mobilfunk scheitert häufig an den sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema und an den beteiligten Emotionen. Die beteiligten Konfliktparteien finden häufig keinen „gemeinsamen Nenner“, auf den sich eine konstruktive Diskussion aufbauen könnte. Zusätzliches Problem ist hierbei häufig, dass die Netzbetreiber schon im Sprachgebrauch sehr technisch und formalistisch sind („Die Strahlung erreichte zwischen 0,17 und 0,28 Prozent der Grenzwerte“). Der Sprachgebrauch der Mobilfunkgegner ist im Gegensatz zumeist ganzheitlich auf Lebensqualität bezogen. Beide gleichberechtigten Herangehensweisen führen bei einem Konflikt zum sprichwörtlichen „Aneinander-Vorbeireden“ und zum gegenseitigen Unverständnis der jeweils anderen Position.

-> Mangelnde Kenntnisse der Wirkungsweise von Strahlung können bei der Standortplanung auch dazu führen, dass die Bürger Einfluss auf die Standortwahl nehmen und dabei etwa einen Standort bevorzugen, der unter objektiven Gesichtspunkten die Strahlenbelastung für die Anwohner erhöht.

Da die Fronten zu diesem Zeitpunkt für ein gegenseitiges Zuhören und einen Austausch von Argumenten meist schon zu verhärtet sind, kann es häufig ratsam sein, einen neutralen Moderator hinzuzuziehen.

Weiterführende Information: Ein umfangreicher Arbeitsbericht von DIALOGIK zeigt Aspekte der öffentlichen Debatte bezogen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen: risiko_035_AB.pdf
Ratgeber von [DIALOGIK] im Auftrag des [BfS]